Die Neugestaltung der beruflichen Aus- und Weiterbildung ist im vollen Gange. E-Learning-Angebote erreichen nahezu alle Branchen und bringen eine Reihe von neuen Chancen mit sich – sowohl für den Betrieb als auch für die Mitarbeitenden. Coronabedingt konnten durch die Kontaktbeschränkungen viele Präsenzveranstaltung nicht stattfinden, wodurch der Ausbau digitaler Lösungen in Betrieben an Bedeutung gewonnen hat. Diese erhoffen sich damit nicht nur, sich erfolgreich für die Zukunft aufzustellen und Zeit sowie Kosten zu sparen, sondern auch Fachkräfte zu halten und Nachwuchskräfte anzusprechen.
Betriebe setzen auf E-Learning
Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung entwickeln sich seit Jahren zahlreiche Möglichkeiten im Bereich des digitalen Lernens. Zudem wirkte die Corona-Pandemie in vielen Unternehmen als Digitalisierungstreiber und bewirkte ein rapides Wachstum im Bereich der digitalen Lerninhalte. In einer Studie des Verbandes der Informations- und Kommunikationswirtschaft BITKOM aus dem Jahr 2020 gaben 70 % der befragten Unternehmen an, in die digitale Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden zu investieren. Gegenüber dem Jahr 2018 entspricht das einer Steigerung von 13 Prozentpunkten. Auf die Frage aus dem IW-Covid-19-Panel „Welche Unterstützungsangebote würden Ihnen helfen, Ihre Weiterbildungsaktivitäten während der Corona-Krise (weiter) zu erhöhen?“, dominierte klar das Thema E-Learning. So äußerten 39 % der befragten Unternehmen den Wunsch nach mehr Informationen zu E-Learning-Angeboten und Formaten. Auch die Förderung der technischen Ausstattung der Mitarbeiter war aus Sicht der Unternehmen von großer Bedeutung. Mit der Corona-Krise als Wachstumstreiber wird der Trend zum digitalen Lernen auch in Zukunft anhalten und weiterwachsen.
Unter E-Learning (Electronic Learning, wörtlich: „elektronisches Lernen“) versteht man alle Lernformen zur Vermittlung von Wissen, bei denen digitale Medien und Plattformen zur Verwendung kommen.
Moderne Lernformen wie E-Learning bringen eine breite Palette an Möglichkeiten mit, die berufliche Fort- und Weiterbildung im Betrieb neu zu gestalten. Von der Arbeitsschutzschulung bis hin zur Hygieneunterweisung thematisch sind dem digitalen Lernen keine Grenzen gesetzt. Heutzutage ist in nahezu allen Unternehmen eine Form des E-Learnings anzutreffen. Bereits 2017 nutzen 77 % der amerikanischen Unternehmen E-Learning-Angebote und konnten damit 218 % mehr Umsatz pro Mitarbeiter:in und 24 % höhere Gewinnmargen erzielen (laut Umfrage der American Society for Training and Development).
Digitales Lernen erobert die Arbeitswelt
Der Trend zu digitalen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen hat in den letzten Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Laut der Benchmarking Studie „Bildungstechnologien im Wandel“ haben 91,2 % der befragen Unternehmen ihre Investitionen in digitales Lernen während der Pandemie ausgebaut. Mit 82,8 % lag der Einsatz von Videokonferenz-Software unter den verschiedenen Bildungstechnologien weit vorne. Gleichzeitig wurde in 40 % der Fälle das Budget für Präsenztraining gekürzt. Auch nach der Pandemie sieht die Mehrheit der befragten Unternehmen, dass der Trend zu digitalen Schulungen deutlich zunehmen wird (Erhebung des Sozialwissenschaftlichen Instituts Schad (SWI)). Dass die Zukunft den Unternehmen gehört, die den Digitalisierungsprozess vorantreiben, hat die Corona-Pandemie verdeutlicht. Dazu gehört auch der Einsatz von digitalen Weiterbildungsmethoden, um sich unter anderem wichtige Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.
„Wir setzen bei digitalen Projekten auf altersgemischte Teams. Die Jungen bringen häufig digitales Know-How mit. Die Älteren punkten mit Erfahrungswissen. Beides bringt unser Unternehmen weiter.“
Magdalena Münstermann, Geschäftsleitung Bernd Münstermann GmbH & Co. KG
E-Learning: Erfolgsrezept für qualifizierte Fachkräfte?
Jetzt, wo die Generation der Babyboomer so langsam das Rentenalter erreicht, werden in naher Zukunft schätzungsweise eine Million Menschen pro Jahr auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Im Hinblick des demografischen Wandels in der Gesellschaft kommen gleichzeitig nicht genug junge Arbeitskräfte auf den Markt, was eine große Herausforderung für das Recruiting im sogenannten „War for Talents“ bedeutet. Gleichzeitig geht mit jedem abgehenden Mitarbeitenden individuelles Wissen verloren. Digitalen Plattformen zur Sicherung des Wissens wird daher ein großer Stellenwert zugeordnet.
Besonders für kleine und mittlere Unternehmen sind Investitionen in die Weiterbildung wichtig. Dr. Susanne Seyda, Senior Economist am Institut der deutschen Wirtschaft, sieht den Grund dafür im Fachkräftemangel und der Schwierigkeit neues Personal zu finden: „Das beständige Weiterbilden hilft den Firmen, qualifiziertes Personal an sich zu binden.“ Dieses gilt verstärkt auch für Krisenzeiten, wo die Fachkräftesicherung ein zentrales Thema in Betrieben darstellt. Viele nutzen diese Zeiten, um Mitarbeitende weiterzubilden und mit qualifizierten Fachkräften gestärkt daraus hervorzugehen.
Dennoch gibt es auch Betriebe, die gegenüber dem E-Learning skeptisch eingestellt sind. Gründe dafür sind unter anderem die Annahme, dass die Mitarbeitenden im Vergleich zu Präsenzschulungen weniger Motivation verspüren und die direkte Kontrolle durch Vorgesetzte fehlt. Zudem gibt es auch Bedenken über unzureichendes digitales Know-how und die fehlende technische Ausstattung und die damit verbundenen Kosten für die Etablierung von E-Learning-Systemen. Tatsächlich zeigt sich, dass viele dieser Vorurteile nicht mehr zeitgemäß sind. Da einige Branchen bisher noch keine oder nur wenig Erfahrung mit E-Learning hatten, stellt für viele Betriebe möglicherweise auch der große Orientierungsbedarf das eigentliche Hindernis zur Nutzung digitaler Lösungen dar.
Welche Vorteile haben E-Learning-Angebote?
Betriebe und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können in vielerlei Hinsicht von digitalen Lernangeboten profitieren. In vielen Branchen wie auch dem Bäcker- und Konditorenhandwerk sind wichtige Schulungen und Trainings für das Personal gesetzlich vorgeschrieben. Oft stellen die Organisation und die Koordination für den Betrieb sowie auch den Mitarbeitenden einen großen Aufwand da. Im Online-Zeitalter kann das alles viel einfacher, schneller und kostensparender gehen.

Frage: Aus welchen Gründen setzt Ihr Unternehmen Mobile Learning ein bzw. plant gerade dessen Einsatz? (Mehrfachnennungen waren möglich)
(Quelle: eLearning Journal – eLearning BENCHMARKING Studie 2018 S.34)
- Örtliche und zeitliche Flexibilität: Den wahrscheinlich größten Vorteil für die Mitarbeitenden, den E-Learning-Angebote mit sich bringen, ist die Flexibilität. Sie sind nicht mehr an einen bestimmten Standort gebunden und können so von überall aus und meistens auch zeitunabhängig, an Online-Schulungen teilnehmen. Damit entfallen für sie der Fahrtweg und die zeitliche Gebundenheit sowie für Betriebe der Organisationsaufwand.
- Kosten sparen: Der finanzielle Aufwand für die für E-Learning benötigte Ausstattung stellt insgesamt einen geringeren Kostenaufwand dar als für Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote in Präsenzform. Neben den Reise-, Druck- und Versandkosten, die durch digitale Lernangebote entfallen, werden auch weiterbildungsbedingte Ausfallzeiten minimiert.
- Nachwuchskräfte gewinnen: Die Generation, die jetzt den Arbeitsmarkt betritt, ist mit digitalen Medien aufgewachsen und bezieht auch privat Informationen zum größten Teil aus dem Internet. Mit E-Learning-Angeboten kann also an die Lernpräferenzen von Nachwuchskräften angeknüpft werden. Ausbilder Marco Roth der REUTER TECHNOLOGIE GmbH nutzt bereits digitale Lernprogramme. Er betont, dass die junge Generation häufig über sehr gute Digitalkompetenzen verfügt: „Ihnen fällt es leichter, Informationen über Smartphones oder ihren PC abzurufen, als sich mit einem dicken Wälzer in die Ecke zu setzen.“ Um den Spaß am Lernen für die Azubis beizubehalten und an deren Interessen anzuknüpfen, hat sich das Unternehmen für die Einführung eines E-Learning-Programms entschieden, berichtet Marco Roth.
- Vereinfachte Arbeitsprozesse: Mit der passenden Plattform können jedem Mitarbeitenden individuell die passenden Trainings zugeordnet und direkt ausgewertet werden. Zertifikate und Auswertungen werden für jede Schulung übersichtlich dargestellt und können bei Bedarf ausgedruckt werden. So sind auch die benötigten Schulungs- und Arbeitsdokumente digital immer auf dem neusten Stand.
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, welche Vorteile E-Learning auch für den Einzelhandel haben kann. Michael Grom, Geschäftsführer der Metzgerei Sack, berichtet, welche Rolle E-Learning im Arbeitsalltag seines Betriebes spielt: „Die Mitarbeiter sind dazu aufgefordert, sich während der Arbeitszeit einfach mal das Tablet zu nehmen und die aufgespielten Lerninhalte zu konsumieren. In kurzen „Learning-Nuggets“ werden Themen wie Gesundheits- und Konfliktmanagement, Arbeitsschutz und Hygienevorschriften zeit- und kosteneffizient vermittelt.“ (Quelle: KOFA, E-Learning Lernen mit digitalen Medien im Betrieb)


